Materialien zum Neobuddhismus

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Wilhelm II.: "Völker Europas, wahrt Eure heiligsten Güter!"

2. International

6. Internationale Nonnenbewegung


von Alois Payer

mailto: payer@payer.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Alois <1944 - >: Materialien zum Neobuddhismus.  --  2. International. -- 6. Internationale Nonnenbewegung. -- Fassung vom 2005-06-30. -- URL: http://www.payer.de/neobuddhismus/neobud0206.htm . -- [Stichwort].

Erstmals publiziert: 2005-06-39

Überarbeitungen:

Anlass: Lehrveranstaltung Neobuddhismus, Univ. Tübingen, SS 1987, SS 2003, SS 2005

Copyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verfassers.

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0. Übersicht



Nun's robes of various Buddhist traditions


 
Brown robe of the Chinese tradition worn by teachers of high standing.

Grey robes of the Chinese tradition.
 
Black Robes with abbreviated stole (Kasa) worn by nuns and monks in Japan.
 
Traveling clothes worn by nuns and monks in Japan.

 Grey robe of The Korean tradition.

Grey robe of The Korean tradition with patched brown stole worn for services.
 
Orange robe of the Theravada tradition of Sri Lanka.

White robe of the Theravada nuns in Thailand.

 

 
 

Pink robe with orange skirt and brown stole worn by Theravada nuns in Nepal And Burma.

Maroon robes of Tibetan Tradition.
 
 

Quelle: http://www.sakyadhita.org/robes.html. -- Zugriff am 2005-06-30]


Chronik


1987-02-11


Abb.: Umschlagtitel des Konferenzberichts

Eröffnung der Ersten Internationalen Konferenz Buddhistischer Nonnen in Bodh Gaya

"Der Plan, eine internationale Konferenz buddhistischer Nonnen einzuberufen, entstand durch den Briefwechsel voneinander weit entfernt lebender Frauen. Wir wollten uns näher kennenlernen und in größerem Rahmen unsere Erfahrungen als Ordensfrauen austauschen. Solch ein Treffen hatte es bislang nicht gegeben.

Buddhistische Nonnen waren Jahrhunderte lang völlig isoliert, denn für einen internationalen Dialog hatte es ihnen an Gelegenheiten und Sprachkenntnissen gefehlt. Im Verhältnis zu ihrer Anzahl waren sie daher bei den weltweiten buddhistischen Versammlungen unterrepräsentiert. Nonnen zogen es vor, öffentliches Auftreten zu meiden und sich auf die spirituelle Praxis zu konzentrieren. Unserer Meinung nach könnte ein Treffen von Buddhistinnen aus aller Welt, das die Möglichkeit gibt, untereinander direkten Kontakt aufzunehmen, von einander zu lernen und gegenseitiges Verständnis zu entwickeln, auch unser spirituelles Leben vertiefen.

Alle Buddhisten haben ein gemeinsames Ziel - den Lebewesen bei der Befreiung aus dem Leiden zu helfen. Wir halten es für die besondere Aufgabe der Nonnen und Laien-Buddhistinnen, die Lehre des Buddha an Frauen weiterzugeben. Wir denken, dass durch gegenseitige Hilfe die notwendige Kraft und Ermutigung entsteht, um anderen besser nützen zu können. Ferner hoffen wir, dass Frauen mit vereinten Kräften eine aktivere Rolle bei der Aufrechterhaltung und Anwendung des Dharma sowie bei seiner Anpassung an die Bedürfnisse der modernen Gesellschaft spielen. Die Konferenz sollte sich einerseits auf buddhistische Nonnen konzentrieren, andererseits jedoch auch andere Menschen einbeziehen - Frauen und Männer aus Ost und West, Ordinierte und Laien aus den verschiedenen buddhistischen Traditionen.

Wir haben Bodhgaya als Tagungsort ausgewählt, weil es im Herzen der buddhistischen Welt liegt und große religiöse und historische Bedeutung hat. Seitdem der Buddha dort seine Erleuchtung erlangte, gilt dieser Ort als Sinnbild der Befreiung. War die Erleuchtung des Buddha ein Anfang für sein Wirken zum Wohle der Lebewesen, so ist unsere Konferenz ein erster Ausdruck des wachsenden Selbstbewusstseins buddhistischer Nonnen und Laienfrauen.

Die Konferenzthemen und Diskussionen konzentrierten sich darauf, was es bedeutet, eine Nonne oder eine buddhistische Frau zu sein, sich in westlichen Ländern einer »asiatischen« Religion anzuschließen und in der modernen Welt einem religiösen Pfad zu folgen.

Die Referentinnen und Referenten wurden nicht nur nach akademischen Qualifikationen, Ansehen oder Redegewandtheit ausgewählt, sondern insbesondere nach ihren Lebenserfahrungen. Wir waren bemüht, den Repräsentanten der verschiedenen Traditionen und Nationalitäten, sowohl der Ordinierten wie der Laien, die Möglichkeit zur ausführlichen Äußerung zu geben. Besonderen Wert legten wir darauf, dass Frauen, die nie zuvor in der Öffentlichkeit gesprochen hatten, die Gelegenheit bekamen, ihre Meinung darzustellen. Leider sprechen jedoch nur wenige asiatische buddhistische Nonnen fließend unsere Konferenzsprache Englisch. Am Ende erschien uns eine Woche viel zu kurz für all das, was wir sagen wollten.

Die Konferenz wurde am 11. Februar 1987 mit einem Sangha dâna eröffnet. Für über hundert Nonnen und Mönche, einschließlich der Abte und Mönche aller Tempel in Bodhgaya, sowie für die Delegierten aus allen Teilen der Welt wurde ein Mittagessen angeboten, das mit Gebeten in verschiedenen Sprachen eingeleitet wurde. Hunderte von Buddhisten aus vielen Ländern versammelten sich, um Seine Heiligkeit den Dalai Lama zu sehen, der bei seiner Ankunft mit weißen Glücksschleifen, Weihrauch, Blumen und dem Klang tibetischer Hörner (Gyaling), von tibetischen Nonnen geblasen, empfangen wurde. Während die Laien fröhlich draußen unter Planen picknickten, nahmen die Nonnen und Mönche ihr Mahl schweigend ein. Diese Stille entsprach der in buddhistischen Klöstern geübten Disziplin. dass vollordinierte Nonnen und Mönche gemeinsam am Sangha dâna teilnahmen, war ein günstiges Vorzeichen für eine zukünftige Zusammenarbeit des Bhikshu- und Bhikshunî-Sangha.

Nach dem Mittagessen wechselte der Schauplatz zum nahegelegenen Kâlacakra Tempel, in dem tibetische Zeremonienhörner die Ehrengäste der Eröffnungsfeierlichkeiten begrüßten. Der Ehrwürdige Gyan Jagat, Vorsitzender des Bodhgaya Temple Management Committee, leitete vor über tausendfünfhundert Menschen die auf Pâli rezitierte Zeremonie der Zufluchtnahme. Viele legten dabei das Laiengelübde ab. Danach begrüßte Bhiksshunî Karma Lekshe Tsomo die versammelten Gäste und erklärte den Ausgangspunkt und die Ziele der Konferenz. Sie stellte den Hauptredner, Seine Heiligkeit den Dalai Lama, vor, der eine informative und ermutigende Ansprache über die Rolle der Frauen im Buddhismus hielt. Helen Wilder (jetzt Schwester Nyânasiri) verlas eine Botschaft des Ehrwürdigen Nyânaponika aus Sri Lanka und Abhaya Weerakoon, der Beauftragte für buddhistische Angelegenheiten der Regierung von Sri Lanka, übermittelte Worte des Willkommens und der Unterstützung. Nach dem Tee hörten wir von der Ehrw. Ayya Khema einen Vortrag über die Bedeutung der Ordination zur buddhistischen Nonne.

Am Abend trafen wir uns unter dem berühmten Bodhi-Baum. Eine große Gruppe von Delegierten aus Sri Lanka hatte dort farbenprächtige Blumen, Lampen und viele andere Opfergaben aufgereiht. Die Nonnen in ihren orangefarbenen und braunen Roben leiteten die klangvollen Pâli-Rezitationen, denen sich die weiß gekleideten Laien mit Hingabe anschlössen. Die dadurch angesammelten Verdienste wurden dem Wohle aller Lebewesen gewidmet. Das Treffen mit Buddhisten aus so vielen Ländern und Traditionen an diesem heiligen Ort war für alle ein bewegendes Erlebnis.

Zu den Aktivitäten der folgenden Tage fanden sich mehr als siebzig Ordinierte und über achtzig Laien ein, darunter viele tibetische Nonnen, für die alles ins Tibetische übersetzt wurde. Der Tag begann mit einer Gruppenmeditation im Kâlacakra Tempel, die jeweils von Nonnen einer anderen Tradition geleitet wurde. Auf diese Weise bekamen wir einen guten Einblick in die verschiedenen Meditationspraktiken. In zwei Sitzungen wurden die Lebensumstände von Nonnen in Theravâda- und Mahâyâna-Läindern beschrieben. Diese Darstellungen gaben den Teilnehmern die Möglichkeit, aus erster Hand Interessantes über den Lebensstil und die Dharma-praktiken von Frauen in den verschiedenen buddhistischen Traditionen zu erfahren. Täglich wurden Fragen, die Frauen direkt betreffen, diskutiert, wie z. B. Ausbildungsmöglichkeiten, ethische Disziplin, Dienst an der Gemeinschaft und die Aussichten auf Einführung der vollen Ordination in Ländern, in denen diese zur Zeit noch nicht möglich ist.

Den Vorträgen und Symposien schlössen sich Diskussionen in kleinen Gruppen an, in denen die Teilnehmer ihre persönlichen Vorstellungen und Erfahrungen austauschten. Diese lebhaften Gespräche fanden in harmonischer Atmosphäre statt, in der jede Nonne die Tradition der anderen respektierte. Alle wurden ermutigt, sich am Gespräch zu beteiligen. Viele interessante Gedanken wurden zunächst von den einzelnen Gruppen notiert und später allen versammelten Konferenzteilnehmern vorgestellt. Diese Zusammenkünfte zeugten von der Stärke und Flexibilität der Lehre Buddhas in der heutigen Zeit.

Jeden Abend bei Sonnenuntergang, trafen wir uns zur Rezitation und Meditation am Mahâbodhi Stûpa. Dort stellten jeweils Nonnen einer anderen Tradition die bei ihnen üblichen Opfergaben auf und rezitierten Sûtras (Lehrreden) und Gebete. Neugierige Touristen und Pilger aus aller Welt blieben stehen, fasziniert von den vielfältigen Formen der buddhistischen Praxis. Burmesische, kambodschanische, chinesische, japanische, koreanische, nepalesische, thailändische, tibetische und vietnamesische Traditionen waren dabei vertreten. Die sanfte Intonation der burmesischen und nepalesischen Nonnen, die melodiöse Rezitation des Namens von Amitâbha bei der feierlichen Prozession der chinesischen Nonnen, und die tibetischen Nonnen, die bei Bittgebeten an Mâhâkala Becken, Hörner und Trommeln ertönen ließen, waren in Bodhgaya eindrucksvolle Praktiken, die normalerweise dort nur von Mönchen durchgeführt werden. Während der abschließenden gemeinsamen Meditation wurde die Einheit der buddhistischen Lehren - trotz vielfältiger Formen - besonders spürbar.

In den Abendstunden fanden Videovorführungen über das Leben in den Nonnenklöstern verschiedener Länder statt. Wir sahen tibetische Nonnen in Dharamsala beim Debattieren philosophischer Texte und eine Bhikshunî-Ordinations-Zeremonie von Hunderten chinesischer Nonnen in Taiwan. Dann diskutierten wir wieder über Themen wie die persönliche Entwicklung als Nonne, Kommunikation zwischen dem Sangha und der Laienschaft, sowie Gründung von Klöstern im Westen. Wir waren beeindruckt von der Tatsache, dass Frauen aus so vielen Kulturkreisen endlich eine Gelegenheit fanden, offen über geistige Themen zu sprechen.

Das erste Mal seit fast tausend Jahren und dem Erlöschen des Nonnenordens in Indien versammelten sich in der Vollmondnacht des zwölften Mondmonats zehn Bhikshunîs verschiedener Traditionen und Nationalitäten zum Bekenntnis von Verfehlungen und zur Rezitation des Bhikshunî-Prâtimoksha-Sûtra. Zwölf Novizinnen bekannten vor ihren vollordinierten Schwestern unangemessene Handlungen.

Ein konkretes Ergebnis der Konferenz war die Gründung von Sakyadhîtâ, der International Association of Buddhist Women, am 17. Februar 1987. Sakyadhîtâ will als Netzwerk für buddhistische Frauen dienen und die Praxis des Dharma fördern. Der Einsatz für die Bereitstellung von Ausbildungs- und Forschungsmöglichkeiten soll Frauen ermöglichen, sich als Lehrerinnen ausbilden zu lassen. Sie will Frauen unterstützen, die ordiniert werden möchten, und langfristig darauf hinwirken, dass die volle Ordination für Buddhistinnen in allen Ländern eingeführt wird.

Eine Konferenz mit Frauen unterschiedlicher Herkunft, verschiedener Berufe, Altersgruppen und Traditionen durchzuführen, war an sich schon ein außergewöhnliches und inspirierendes Erlebnis. Die anschließende Reise zu den wichtigsten buddhistischen Pilgerstätten verstärkte die freundlichen Beziehungen der achtzig Teilnehmerinnen untereinander und bot Gelegenheit, geistige Erfahrungen zu vertiefen. Unsere Pilgerfahrt rief ein Gefühl der Verbundenheit mit dem zu Lebzeiten des Buddha existierenden Sangha hervor. dass sie trotz der zahlreichen Beteiligung in einer Atmosphäre der Zusammengehörigkeit, Herzlichkeit und Harmonie verlief, beweist, wie gut Frauen miteinander arbeiten und welche Leistungsfähigkeit sie entwickeln können, wenn sie sich mit dem Ziel vereinigen, Dharma auszuüben.

Die Konferenz war außerordentlich bedeutsam. Sie hat weittragende Konsequenzen, die sich sowohl auf persönlicher als auch gesellschaftlicher Ebene auswirken. Angespornt durch die größere Anerkennung gleicher Rechte und Möglichkeiten für Frauen gewinnen Buddhistinnen Mut, für das Gedeihen des Dharma eine aktive Rolle zu spielen. Sie erkennen die Notwendigkeit, aufrichtig, geduldig und gewissenhaft im Einklang mit den buddhistischen Grundsätzen zu leben, um die geistige Entwicklung von Frauen und Männern zu fördern."

[Quelle: Töchter des Buddha : Leben und Alltag spiritueller Frauen im Buddhismus heute / hrsg. von Karma Lekshe Tsomo. Aus dem Engl. vom Sakyadhîtâ-Übersetzerinnenteam. -- München : Diederichs, 1991. -- 325 S. ; 23 cm. -- Originaltitel: Daughters of the Buddha (1988). -- ISBN 3-424-01064-2. -- S. ]

1987-02-17


Abb.: Logo®

Gründung von Sakyadhîtâ, The International Association of Buddhist Women

Webpräsenz: http://www.sakyadhita.org/. -- Zugriff am 2005-06-30

2004-12-11


Abb.: Während der Ordinationszeremonie
[Bildquelle: http://www.drikung.de/usa2004/dsml/5-Ordination/index.html. -- Zugriff am 2005-06-30]

Große Ordination für Nonnen und Dharma-Lehrer aller Richtungen in Los Angeles

"Große Ordination für Nonnen und Dharma-Lehrer in Los Angeles, Dezember 2004

Einleitung

Am 11. Dezember 2004 fand die Große Ordinations-Zeremonie im International Buddhist Meditation Center (IBMC) im Stadtteil Korea-Town in Los Angeles, Kalifornien, statt. Es war ein großer Erfolg und ein denkwürdiges Ereignis von internationalem Interesse.

Die Ordinations-Zeremonie wurde von Thuong Tao Ven. Thich Man-Giac, dem Abt des vietnamesischen Tempels, und Su-Ba Thich-Nu An-Tu (Ven. Dr. Karuna Dharma), der Äbtissen des IBMC, geleitet und von weiteren Mönchen und Nonnen aus Vietnam, Sri Lanka, Korea, Tibet und Amerika begleitet, die ihre Aufgaben als Ordinations-Meister/innen und Zeugen wahrnahmen.

An der Großen Ordination im Dezember 2004 nahmen westliche Praktizierende aus der ganzen Welt teil, um, zusammen mit asiatischen Ordinierten, verschiedene Gelübde zu nehmen. Die Ordination war insbesondere für westliche Nonnen der tibetischen Tradition eine Möglichkeit, die Gelübde einer voll-ordinierten Nonne zu erhalten.

Außer der Ordination für Nonnen gab es auch die Ordination für Dharma-Lehrer, wie sie von Ven. Thich Thien-An entsprechend der japanischen Tradition eingeführt wurde, sowie die Übertragung der Laien- und Novizengelübde. Freunde und Familienangehörige waren als Gäste anwesend und nahmen an den anschließenden Feierlichkeiten teil.

Zur Entwicklungsgeschichte der Bhikshuni-Ordination

Da die Übertragung der vollen Ordination für Nonnen (Skrt. Bhikshuni, Pali: Bhikkhuni) in den Theravada-Ländern seit fast tausend Jahren abgebrochen war und auch nicht mehr in Indien existierte, bevor der Buddhismus nach Tibet kam, wurde die Bhikshuni-Ordination niemals in Tibet eingeführt. Das bedeutet, dass es für Frauen, die dem Theravada-Buddhismus oder dem tibetischen Buddhismus (Vajrayana) folgen, schwierig ist, eine volle Ordination zu erhalten.

In den Texten des Vinaya gibt es genaue Erklärungen über die Voraussetzungen, die von den Meistern/Meisterinnen sowie von den Anwärterinnen zu erfüllen sind, damit eine Ordination wirksam übertragen werden kann.

So ist es notwendig, dass eine bestimmte Anzahl von Bhikshunis zusammen kommen muss, damit sie eine Große Ordination durchführen können. Außerdem müssen die Anwärterinnen von der Bhikshu-Sangha aufgenommen werden, die ebenfalls bei der Ordination anwesend sein müssen. Die Ordinierten müssen eine bestimmte Anzahl von Jahren ihre Gelübde eingehalten haben, bevor sie die Gelübde an andere weitergeben können.

Die tibetischen Nonnen erhielten daher verschiedene vorbereitende Gelübde, wenn sie in einem Kloster lebten. So lebten sie zwar nach den monastischen Regeln des Klosters, konnten aber keine Übertragung der Bhikshuni-Ordination erhalten.

Der Bhikshuni-Orden starb aber nie in China, Korea und Vietnam aus. Für Frauen in diesen Traditionen war es daher viel einfacher, die vollständige Ordination zu erhalten. In den letzten Jahrzehnten gingen Nonnen aus Sri Lanka und anderen Ländern in die Klöster dieser Traditionen, in denen sie an entsprechenden Zeremonien teilnehmen konnten, um die volle Übertragung der Ordination zu erhalten. Ebenso gibt es auch eine Anzahl westlicher Nonnen, die auf diese Weise die volle Ordination erhalten konnten. Auf diese Weise soll die Übertragung wieder in die eigenen Traditionen zurückgebracht werden.
Die Regeln des Vinaya erklären, dass, wenn es nicht genügend Bhikshunis im der Umgebung gibt, sie die Erlaubnis von einer Gruppe von Bhikshunis einer anderen Gegend erhalten können. So wurde es anfangs in den Staaten gemacht:

1976 hatten sich Nonnen von Fo Kwan Shan aus Taiwan in Los Angeles aufgehalten, um damit zu beginnen, einen Tempel für ihre Anhänger dort aufzubauen. Ven. Dr. Thich Thien-An, der Abt des IBMC erklärte ihnen, dass er eine Bhikshuni ordinieren wollte und bat sie um ihre Erlaubnis, dies zu tun. Sie stimmten bereitwillig zu. So konnte Ven. Karuna Dharma in Los Angeles ordiniert werden und später selbst die Übertragung der Gelübde weitergeben. Damit wurde sie eine der ersten Frauen, die in Amerika die volle Ordination erhielt und die erste Amerikanerin, die als Bhikshuni in der vietnamesichen Zen-Tradition ordiniert wurde.

Seit 1976 haben sich viele Nonnen aus Taiwan, Hong Kong, Korea und Vietnam in Los Angeles niedergelassen und auch Theravada-Nonnen aus Sri Lanka und Thailand erhielten die Bhikshuni-Ordination. Dadurch gab es bereits genügend Bhikshunis für eine Ordination in Amerika, als Ven. Karuna selbst die erste Ordination vor 10 Jahren (1994) leitete.

Inzwischen gibt es in verschiedenen Ländern eine ausreichende Anzahl von voll ordinierten Nonnen und Mönchen, die lange genug ordiniert sind, um eine Große Ordination durchzuführen, wenn genügend Teilnehmer mit entsprechenden Voraussetzungen zusammen kommen. Dennoch ist es noch selten, dass diese für westliche Ordinierte durchgeführt wird und man die Möglichkeit findet, daran teilzunehmen. Daher war das Angebot des IBMC für die Teilnehmer eine besonders kostbare Gelegenheit, die höheren Gelübde zu erhalten.

IBMC International Buddhist Meditation Center

Das IBMC - International Buddhist Meditation Center in Los Angeles wurde 1970 von Ven. Dr. Thich Thien-An als erster vietnamesischer Tempel in den USA gegründet. Es besteht aus fünf Häusern, die im koreanischen Viertel von Los Angeles stehen.

Thich Thien-An ist ein Gelehrter und Zen-Meister aus Vietnam. Er kam als Gast-Professor in die USA und gründete auf Drängen seiner Schüler das Zentrum, um ihnen einen Platz zur Verfügung zu stellen, an dem sie meditieren und den buddhistischen Pfad praktizieren konnten.

Das IBMC war eines der ersten Zentren in den USA, die insbesondere auch auf Praktizierende aus dem Westen ausgerichtet waren. Aus diesem Zentrum gingen später weitere Tempel hervor, die von Mönchen gegründet wurden, nachdem sie im Zentrum ausgebildet wurden und qualifiziert genug waren, um einen eigenen Platz aufzubauen.

Es war zudem der erste amerikanische Tempel, in dem Menschen aus dem Westen als voll ordinierte Mönche (Bhikshus) und Nonnen (Bhikshunis) ordiniert wurden.

So erhielt Ven. Karuna Dharma ihre volle Ordination 1976 durch Ven. Thich Tien-An und Nonnen des Fo Kwan Shan-Tempels aus Taiwan. Dr. Thien-An erklärte auch, dass es für Amerikaner/innen angemessen ist, wenn sie von allen Traditionen der Sangha ordiniert werden. Auf diese Weise hatte Ven. Karuna ihre Sramanerika-Ordination von ihren Meistern Ven. Thich Thien-An, Ven. Shuan Hua aus dem Gold Mountain Zentrum, San Francisco und einem japanischen Würdenträger erhalten. Diese Traditionen wurden von Ven. Karuna Dharma weiter getragen.

Von Thich Thien wurde auch die Ordination der Dharma-Lehrer mit 25 Gelübden entsprechend der japanischen Tradition eingeführt, mit der er durch seinen früheren Aufenthalt in Japan vertraut war.
Obwohl sie nicht im Zölibat leben und weniger Gelübde haben wie voll-ordinierte Mönche, genießen sie als Äbte großer Klöster und als Dharma-Lehrer ein hohes Ansehen. Diese Gelübde wurden in verschiedenen Stufen an Schüler weiter gegeben, die nicht als Mönche oder Nonnen in einem Kloster leben möchten, sondern sich neben ihrer Familie entsprechenden Aufgaben widmen und als Priester oder Dharma-Lehrer aktiv sind.

Thich An erkannte, dass viele Wester großes Interesse und Hingabe an den Dharma haben. Obwohl sie nicht den Rest ihres Lebens in einem Kloster verbringen können, haben sie durch die Dharma-Lehrer-Ordination die Möglichkeit, große Fortschritte auf dem Pfad zu machen.

Nachdem Thich Thien-An 1980 starb, wurde Ven. Dr. Karuna Dharma, die das Zentrum mit gegründet hatte, zur Äbtissin des Zentrums ausgewählt. Unter ihrer Leitung führen Mönche und Dharma-Lehrer die Aktivitäten des Zentrums weiter.

1981 fand die erste Große Ordination unter Ven. Thich Man-Giac, dem Abt des vietnamesischen Tempels, statt, die zum ersten Mal vollständig in englischer Sprache abgehalten wurde.

Die Große Ordination 1994 war dann die erste Ordination, bei der die Zeremonie von einer Frau (Ven. Karuna) geleitet wurde und die erste, bei der westliche Schüler von asiatischen Meistern ihre eigenen Schüler ordinierten. Dabei stand Ven. Karuna Dharma zusammen mit Ven. Dr. Ratanasara (als Uppajaya) der Ordination vor, bei der verschiedene Stufen von Gelübden in allen drei Traditionen (Theravada, Mahayana und Vajrayana) erteilt wurden.

1997 gab Ven. Karuna Dharma zusammen mit Ven. Dr. Havanpola Ratanasara ihre zweite Große Ordination. Ihre dritte Ordination im Dezember 2004 leitete Ven. Karuna Dharma wieder zusammen mit Ven. Thich Man-Giac. Dies wird vielleicht ihre letzte Ordination sein, da sie aus gesundheitlichen Gründen keine weitere Ordination übertragen möchte.

So ist es wichtig, dass bald entsprechende Übertragungen von den in den letzten Jahren Ordinierten in ihrer eigenen Tradition und auch in westlichen Ländern durchgeführt werden.

Ven. Dr. Karuna Dharma (Su-Ba Thich-Nu An-Tu)

wurde als Tochter amerikanischer Baptisten geboren und lernte während ihres Studiums ihren Mann kennen. Nachdem ihre Tochter geboren war, schloss sie ihr Studium (B.A. in Englisch) in UCLA ab. 1969 wurde ihre Ehe geschieden. Sie erhielt weitere Studienabschlüsse (M.A.) für das Sekundarschulwesen und vergleichende Religionswissenschaften.

1969 traf Ven. Karuna Dharma ihren Lehrer, Thich Tien-An und begann ihre buddhistischen Studien. Sie half Dr. Thien-An, das IBMC und Chua Vietnam, den ersten vietnamesischen Tempel der USA, in Los Angeles aufzubauen, sowie beim Aufbau des College of Oriental Studies.

Sie erhielt 1973 die buddhistischen Atthangha-sila-Regeln und 1976 die volle Ordination zur buddhistischen Nonne (Bhikshuni) durch Ven. Thich Tien-An und Nonnen des Fo Kwan Shan-Tempels aus Taiwan.

1979 schloss Dr. Karuna Dharma ihre Studien an der University of Oriental Studies ab und übernahm 1980 nach dem Tod von Thich Tien-An die Leitung des IBMC. Heute führen andere Ordinierte und von ihr ausgebildeten Dharma-Lehrer das Zentrum unter ihrer Anleitung weiter. Dr. Karuna Dharma führt Zeremonien durch, unterrichtet die buddhistische Lehre und bringt sich im interreligiösen Dialog sowie inner-buddhistischen Arbeiten ein.

Sie war Präsidentin des American Buddhist Congress, Vize-Präsidentin des Buddhist Sangha Council und College of Buddhist Studies sowie ein Gründungsmitglied von Sakyadhita, der Internationalen Gemeinschaft von buddhistischen Frauen.

Ven. Karuna ist ein aktives und geehrtes Mitglied der buddhistischen Gemeinde in Los Angeles. Man mag annehmen, dass sie als Frau in einer Religion, in der manche Traditionen die volle Ordination für Frauen nicht durchführen, wenig Einfluss hat. Aber das ist nicht der Fall. Sie hat enge Verbindungen mit den Kloster-Vorständen und wird von den Mönchen aus allen Traditionen hoch angesehen und unterstützt.
Wenn Dharma-Arbeit getan wurde, hat Ven. Karuna nie erlaubt, dass aufgrund des Geschlechts Unterschiede gemacht wurden.

Ven. Karuna spielte bereits bei der Großen Ordination 1981, die von Ven. Thich Man-Giac geleitet wurde, eine wichtige Rolle. 1994 stand sie dann zusammen mit Ven. Dr. Ratanasara ihrer ersten Ordination vor und 1997 gab sie eine zweite Ordination, bei der sie die Aufgabe der Uppajaya mit Ven. Dr. Havanpla Ratanasara teilte.

Auf Grund der Folgen eines Schlaganfalls hat Ven. Karuna Dharma lange gezögert, noch eine dritte Ordination zu erteilen. Schließlich hat sie den wiederholten Anfragen doch noch einmal nachgegeben und mit großem Mitgefühl die neuen Anwärter angeleitet und durch den Prozess der Ordination begleitet.

Die Große Ordination 2004

Ven. Kelsang Chitta Karuna, eine buddhistische Nonne der tibetischen Tradition, die seit einigen Jahren in IBMC lebt, begann ein Jahr vorher mit der Planung, nachdem Ven. Karuna ihren wiederholten Bitten um die Durchführung einer Großen Ordination nachgegeben hatte.

Sie benachrichtigten alle Nonnen, von denen sie wussten, dass sie Interesse daran hatten, die Bhikshuni-Ordination zu erhalten, und fragten bei vielen Zentren und Klöstern an, die sie im Internet finden konnten. Außerdem gaben sie das Ereignis auch im Internet bekannt und nahmen Informationen zu buddhistischen Konferenzen und Versammlungen mit, die sie während des Jahres besuchten.

Die Ordination stand sowohl Mönchen als auch Nonnen offen, die mindestens seit zwei Jahren als Novizen (Sramanera/Sramanerika) ordiniert waren. Neben der Ordination für Bhikshus und Bhikshunis wurden auch andere Stufen der Gelübde wie die Gelübde für Anagarika, Atthangasila, Sramanerika, sowie die 25 Gelübde für Dharma-Lehrer angeboten.

Die Einladung richtete sich aber insbesondere an die tibetischen Nonnen, da man sich über die seltene Möglichkeit einer höheren Ordination für diese bewusst war.

Zur Vorbereitung gehörte, dass alle Teilnehmer/innen eine entsprechende Erlaubnis von ihrem Lehrer, dem Abt oder spirituellen Meister, sowie die Zertifikate ihrer bisherigen Ordinationen einreichten und ein Anmeldeformular des IBMC ausfüllten. Es war eine Teilnahme an einem vorbereitenden Training verbindlich notwendig, dass zwei Wochen vor der Ordinations-Zeremonie begann.

Es ist nicht verwunderlich, dass das Angebot insbesondere von Frauen der tibetischen Traditionen wahrgenommen wurde, die bereits seit einigen Jahren als Sramanerikas (Noviz-Nonnen) leben und noch keine Möglichkeit hatten, die volle Ordination zu erhalten. Außerdem nahmen eine Nonne aus dem Theravada, eine aus der koreanischen Tradition sowie zwei vietnamesische Nonnen teil.

Schließlich trafen Nonnen aus der ganzen Welt in LA ein, um am 18. November mit dem zweiwöchigen Training zu beginnen, bei dem sie sich insbesondere unter der Anleitung von Ven. Dr. Karuna auf die Ordination vorbereiten konnten. Sie kamen aus Spanien, Deutschland, der Schweiz, Australien, British Columbia, Nova Scotia und den USA. Im IBMC trafen sie mit drei vietnamesichen Nonnen, einer amerikanischen Nonne aus der koreanischen Tradition und Ani Chitta aus der tibetischen Tradition zusammen.

Die meisten Teilnehmerinnen kamen aus verschiedenen tibetischen Traditionen und viele sind sich vorher nie begegnet. Es war wunderbar, zu beobachten, wie die Nonnen, die zwischen 33 und 68 Jahren alt waren, während dieser Zeit zusammen lebten und eine Familie bildeten, die ohne Spannungen miteinancer arbeitete. Ihr Ordinations-Alter entsprechend ihrer vorherigen Ordination als Sramanerika betrug zwischen zwei und 14 Jahre.

Vorbereitungen

Zu Beginn des Trainings wurde das gesamte Grundstück durch einen zeremoniellen Rundgang unter der Leitung von Ven. Karuna Dharma gesegnet und eingegrenzt.

Zwei Wochen lang übten die Nonnen zusammen. Es war ein volles Programm, das in den Morgenstunden begann. Vor dem Frühstück führten die Nonnen gemeinsam Meditationen und Rezitationen aus und verrichteten die Zeremonie der 108 Verbeugungen, tagsüber und abends erhielten sie Erklärungen und Vorträge von Ven. Dr. Karuna Dharma, Ven. Havanpola Shanti und Rev. Vajra.

Ven. Havanpola Shanti, ein Mönch aus Sri Lanka und stellvertretender Abt des IBMC, lehrte jeden Vormittag. Zunächst gab er Erklärungen über die Verantwortung von Lehrer und Schüler. Außerdem lernten die Teilnehmer Grundbegriffe des Pali kennen. Sehr lebendig waren Gespräche über die Bedeutung der Regeln im Zusammenhang mit dem Klosterleben, wie es Rev. Shanti in Sri Lanka kennen gelernt hatte und wie er damit in Amerika umging.

Ven. Dr. Karuna Dharma gab am Nachmittag Erklärungen zum Vinaya. Diese waren nur für die Nonnen bestimmt, die die volle Ordination erhalten wollten. Dabei wurden die 348 Gelübde der Dharmagupta-Übertragung besprochen. Durch Texte, in denen die Entstehung der einzelnen Gelübde beschrieben ist, und weitere Erklärungen zur Aufteilung der Gruppen der Gelübde entstand ein Verständnis dafür, in welchem Zusammenhang die einzelnen Regeln zu verstehen sind, wie sie einzuhalten sind und wie sie ggf. wiederhergestellt werden können.

Es zeigte sich, dass die praktischen Erfahrungen von Ven. Karuna Dharma als westliche Nonne in einem westlichen Land für die Teilnehmerinnen einen besonderen Wert hatte. Da nur wenige in einem Kloster oder einer klosterähnlichen Gemeinschaft leben, benötigten sie Anweisungen, wie in dieser Situation mit einigen Regeln umzugehen ist. Ven. Karuna konnte gerade diese Fragen beantworten und sie ermutigen, ihren Weg zuversichtlich weiter zu gehen.

Außerdem trafen sich die Nonnen am Nachmittag zu einer Gesprächsgruppe, in der darüber diskutiert wurde, wie man einzelne Regeln außerhalb eines Klosters anwenden kann. Außerdem wurde überlegt, wie man eine Gemeinschaft einrichten und in ihr leben kann. Neben den inhaltlichen Fragen lernten sich die Nonnen auch persönlich besser kennen und entdeckten Gemeinsamkeiten in ihrem Interesse an einem monastischen Leben. Es entstand das Bedürfnis, als Gruppe weiter in Kontakt zu bleiben und Fragen gemeinsam zu besprechen

Rev. Vajra, ein Zen-Dharma-Lehrer des IBMC, lehrte am Abend über die geschichtliche Entwicklung der verschiedenen Traditionen und die Anwendung in der heutigen Zeit. Er verfügte über ein umfangreiches Wissen und konnte zahlreiche Fragen beantworten. Diese Erklärungen waren insbesondere für die Dharma-Lehrer gedacht, aber auch die Nonnen konnten daran teilnehmen, wenn es ihre Zeit erlaubte.

An manchen Tagen fanden Gedenk-Veranstaltungen statt, da während dieser Zeit Lehrer und Familienmitglieder der Anwesenden gestorben sind. An einem Wochenende wurden zwei Kleinbusse angemietet, so dass die Gruppe verschiedene buddhistische Einrichtungen in Los Angeles besuchen konnte, die auch eng mit dem IBMC in Verbindung stehen. Dazu gehörte der Besuch eines buddhistischen Buchladens, eines tailändischen und eines taiwanesichen Tempels und eines tibetischen Zentrums. Insbesondere die asiatischen Tempel beeindruckten durch die Größe der Anlagen und es waren zahlreiche Mönche und Nonnen zu sehen.

Trotz aller Aktivitäten gab es auch etwas Zeit zum Ausruhen und für gesellschaftliches Beisammensein. Auf diese Weise wurden alle zu einer liebevollen großen Familie, die sicherlich diese tiefe karmische Verbindung für viele Leben fortsetzen wird.
Außerdem gab es Vorbereitungen für die Ordination von 6 Zen-Priestern, 2 Noviz-Zen-Priestern, einer Sramanerika (Noviz-Nonne), einer Anagarika (volle Laiengelübde) und vier Atthangashila-Anwärtern (mit 8 Gelübden). An der Dharma-Lehrer-Ordination nahmen vor allem Schüler/innen des IBMC teil, die entsprechend ausgebildet waren.

Vor der Großen Ordination fand Dokusan statt, bei dem alle Kandidaten die Möglichkeit für eine formelle Begegnung mit Ven. Karuna Dharma erhielten, während die anderen im Zendo meditierten. Hierbei wurde über die Entscheidung zur Ordination gesprochen und die persönliche Genehmigung zur Teilnahme an der Ordination erteilt. Schließlich fand am letzten Abend vor der Ordination eine gemeinsame Probe statt, damit alle mit dem Ablauf der Rituale vertraut wurden.

Die Ordinations-Zeremonie

Für die Durchführung der Ordination am 11. Dez. 2004 wurden Bhikshus und Bhikshunis als Meister/innen aus allen drei Haupt-Traditionen: Theravada, Mahayana und Vajrayana eingeladen. Sie repräsentierten Shri Lanka, Thailand, China, Korea, Vietnam, Tibet und Japan sowie Amerika. Die meisten kamen direkt aus einem der großen asiatischen Klöster, die inzwischen in LA entstanden sind und in sehr engem Kontakt zum IBMC stehen.

Die Ordinations-Zeremonie wurde geleitet von Thuong Tao Ven. Thich Man-Giax, dem Abt des vietnamesischen Tempels, und Su-Ba Thich-Nu An-Tu (Ven. Dr. Karuna Dharma), der Äbtissin von IBMC, als Ordinations-Meister und Meisterin.

Es kamen auch Gäste, die bei einer der früheren Ordinationen des IBMC Gelübde erhalten hatten sowie Vertreter der asiatischen Gruppen, um dem Ereignis beizuwohnen. Freunde und Familienangehörige wurden als Gäste eingeladen und nahmen an den anschließenden Feierlichkeiten teil.

Der erste Teil der Ordination war nicht öffentlich und fand im Zendo statt. Der Sprecher der Kandidaten war Rev. Vajra, ein Dharma-Lehrer des IBMC, der allen bereits durch seine Vorträge bekannt war.

Nachdem alle im Zendo versammelt waren, wurden die Ordinations-Meister formell eingeladen, die Ordinations-Zeremonie durchzuführen. Dann wurden die Fragen der Vinaya-Meister beantwortet, um sicher zu stellen, dass die Kandidaten geeignet sind und alle Requisiten für die Ordination vorhanden sind.

Als die Meister und die Kandidaten geordnet vom Zendo zur Ananda Halle gingen, streuten die Gäste Rosenblätter über sie und es wurde 100 weiße Tauben freigelassen, die über die Ananda-Halle flogen und dann heimwärts zogen.

Die eigentliche Ordination fand in der Ananda-Halle statt. Hier nahmen die Kandidaten ihre verschiedenen Gelübde. 20 Nonnen verschiedener Traditionen erhielten dabei die 348 Gelübde der der Dharmagupta-Übertragung.

Die Bhikshunis wiederholten die Rezitation in Pali, da nur diejenigen die Einzelheiten der Gelübde kennen dürfen, die sie nehmen bzw. genommen haben. So konnten die Gäste, Freunde und Familienmitglieder der Kandidaten bei der Zeremonie in der Ananda-Halle anwesend blieben.

Anschließend wurden die Roben und Kesas (ein Umhang der Zen-Tradition) verteilt, sowie Rakusus (entsprechende Stoffteile aus Flicken, die um den Hals getragen werden) für Novizen, die die 8 Gelübde genommen haben. Die voll-Ordinierten Nonnen erhielten die vollständigen Kleidungsstücke, eine Bettelschale, ein Wassersieb, einen Rasierer zum Schneiden der Haare sowie Nadel und Faden.

Nach der Zeremonie begannen die Theravada-Mönche damit, Segensgebete in Pali zu rezitieren, während alle Anwesenden ein geheimes weißes Band hielten, dass vom Buddha ausging. Zusätzlich dazu ging ein goldenes Band vom Buddha zu Ven. Karuna und den anderen weiblichen Ordinations-Meisterinnen und von diesen zu allen Bhikshunis. Dies symbolisierte, dass die Bhikshunis die Ordination von der vietnamesischen Meisterin (Ven. Karuna) erhalten haben und eine neue Linie beginnt.

Zum Abschluss rezitierten die neu Ordinierten ein Langlebensgebet mit dem Titel: "Die Mutter der Vier Grenzenlosen" für Ven. Karuna Dharma, um ihr auf diese Weise etwas von der Dankbarkeit auszudrücken, die alle für ihre Bemühungen und ihren persönlichen Einsatz empfanden.

Anschließend wurden noch Geschenke an die Meister verteilt und auch die neu Ordinierten tauschten untereinander Geschenke aus und erhielten bei den anschließenden Feierlichkeiten Gratulationen von den anwesenden Gästen.

Nach der Ordination wurde ein aufwändiges vegetarisches Essen bereit gestellt. Die Musik wurde von einer Jazzband, Bay 6 mit Reginald Varando und Ollie Elcer dargebracht. Eine Bewohnerin des IBMC, Taira, sang einige Lieder als Opferung an alle neu Ordinierten.

Am Abend führte Ven. Karuna Dharma noch eine Zeremonie zum Nehmen der Bodhisattva-Gelübde durch.

Alle Teilnehmerinnen sind außerordentlich dankbar, dass sie an dieser Ordination teilnehmen konnten und die vorbereitenden Unterweisungen in westlicher Sprache erhalten haben. Ihre Dankbarkeit gilt insbesondere Dr. Karuna Dharma, die sich bereit erklärt hat, trotz ihrer gesundheitlichen Einschränkungen noch einmal diese Möglichkeit zur Ordination anzubieten sowie Ven. Rev. Chitta Karuna, die die vielfältigen Vorbereitungen zur Durchführung dieses Ereignisses durchgeführt hat, nachdem sie immer wieder um die Durchführung einer weiteren Großen Ordination im IBMC gebeten hatte.

Ehrung der Übertragung

Die Nonnen der tibetischen Traditionen entschlossen sich in Anerkennung für die Freundlichkeit der Ehrenwerten Präzeptorin Karuna Dharma, den Namen Karuna anzunehmen, indem sie diesen zu ihrem bisherigen Namen ergänzen.

Ursprünglich sollten sie weiterhin den Namen entsprechend ihrer Tradition behalten. Da dieses Ereignis aber für sie so eine tiefe Bedeutung hatte, baten sie durch das Ritual einer Mandala-Opferung Ven. Karuna Dharma darum, ihnen allen ihren Namen zu verleihen, woraufhin sich auch die anderen Ordinierten diesem Gesuch anschlossen. So erlaubte sie allen, ihren Namen anzunehmen.

Außerdem wollen sie die tibetische Donka (Weste) mit einem goldenen (gelben) Band ergänzen, dass um den Ärmelaufsatz eingesetzt wird. Dieses Band wurde nur für die Robe der Bhikshunis gegeben, die an diesem Tag die volle Ordination erhalten hatten.

Die Robe hat zur Zeit ein blaues Band am Ärmelaufsatz, welches zu der Zeit eingeführt wurde, als die Chinesische Linie dazu beitrug, dass der monastische Orden in Tibet weiter bestehen konnte bzw. wieder eingeführt wurde, da es nicht mehr genügend Mönche in Tibet gab, um eine Ordination durchzuführen. Durch die Beteiligung von zwei Mönchen der chinesischen Linie konnte der Orden wieder belebt werden, woran dieses Band auf der Weste erinnern soll.

Da es in Tibet nie eine Bhikshuni-Linie gab bzw. diese schon in Indien ausgestorben war, sollte eine neue Übertragung und der Beginn, die Ordination in die tibetische Tradition einzuführen, ebenfalls gekennzeichnet werden. Es wurden Anfragen in bezug auf die Änderung der Weste an einige wichtige Stellen der tibetischer Traditionen gerichtet, die im Laufe der Zeit erst endgültig entschieden werden kann. Neben verständlicher Zurückhaltung gegenüber dieser ungewöhnlichen Anfrage gab es aber auch positive Reaktionen.

Wenn die Linie der Bhikshunis anfängt, ihre eigenen Schülerinnen zu ordinieren, kann diese Tradition weitergegeben werden und fortfahren, die Zeit die Geschichte des Lebens ohne die Möglichkeit einer Bhikshuni-Ordination zu beenden. Auf diese Weise kann die Linie wieder aufgebaut werden. Mit diesen Gedanken entschlossen sich die Nonnen, die Ordinationslinie zu würdigen, die ihnen gegeben wurde, indem sie das Band hinzufügen und den Namen ihrer Lehrerin annehmen.

Abschluss

Der 11. Dezember 2004 ist für viele ein Tag, den sie niemals vergessen werden.

Für die Nonnen war es ermutigend und inspirierend, mit einer Anzahl anderer westlichen Nonnen zusammen zu treffen, die ihren Weg ernsthaft gehen. Sie konnten hier einige Zeit zusammen verbringen, um einen wichtigen Abschnitt ihrer Entwicklung miteinander zu teilen, bevor sie sich wieder über die ganze Welt verteilen.

In ihrem Zusammenleben während des Trainings konnten sie auch erleben, welche Bedeutung und Unterstützung eine Gemeinschaft haben kann. Die meisten von ihnen hatten sich allein auf ihren Weg gemacht, Retreats durchgeführt oder seit einigen Jahre in Zentren oder bei anderen Dharma-Aktivitäten mitgearbeitet. So haben sie nach und nach ihre Studien und ihre Praxis weiter entwickelt.

Das Aufnehmen der Gelübde soll die Entwicklung der Sangha fördern und ihre Aufgabe unterstützen, die Lehre des Buddha nicht nur zu studieren und in der eigenen Praxis anzuwenden, sondern sie auch für weitere Generationen zu erhalten und an andere weiter zu geben. Dies ist in der heutigen Zeit eine große Aufgabe, da die buddhistischen Lehren mit vielen Kulturen in Verbindung kommen, in zahlreiche Sprachen übersetzt werden müssen und an weitere Generationen weitergegeben werden müssen. Dazu gehören viele hingebungsvolle Lehrer und Schüler, Laien wie Ordinierte, die ihr Leben dem Dharma widmen und sich entsprechende Kenntnisse und Qualifikationen aneignen. Dabei scheint es in einem westlichen Land besonders wichtig, dass sich auch Frauen angemessen an dieser Aufgabe beteiligen können.

Die Ordinierten denken natürlich auch darüber nach, ob und wie man in westlichen Ländern neben den zahlreichen Zentren und Plätzen für die Praktizierenden auch Einrichtungen für Mönche und Nonnen etablieren kann, damit sich der Orden auch hier entwickelt und für andere einen Nutzen hat. Auch, wenn dies vielleicht noch sehr weit weg erscheint, so sind doch schon einige Schritte in diese Richtung zu erkennen.

Bisher haben nur wenige nach ihrer Rückkehr die Möglichkeit, in einem Kloster zu leben, wie z.B. eine Nonne, die in Gampo Abbey in Canada mit anderen Ordinierten zusammen lebt. Andere werden durch ihre Verbindung mit einem Zentrum oder Lehrer unterstützt, gehen wieder in ein Retreat oder in andere, vorzugsweise asiatische Länder, um sich dort zumindest zeitweise ihrer Praxis widmen zu können. Viele gehen aber auch noch einem Beruf nach, um die notwendigen Mittel für ihren Lebensunterhalt zu erhalten, während sie in ihrer Freizeit Dharma-Aktivitäten durchführen.

Insgesamt haben alle große Anstrengungen unternommen, um ihren Weg zu finden und mit dieser Ordination einen wichtigen Schritt ihrer Entwicklung zu markieren. Es bleibt zu hoffen, dass ihre Entschlossenheit nicht nachlässt und sie ihrer Zielsetzung nun gestärkt und ermutigt folgen.
Die meisten Nonnen sind wohl mit dem Vorsatz zurück gekehrt, neben ihren bisherigen Aufgaben den Vinaya zu studieren und anzuwenden, so gut es möglich ist. Durch ihr eigenes Leben können sie dazu beizutragen, den Bhikshuni-Orden zu erhalten und andere inspirieren und unterstützen, diesen kostbaren Weg zu gehen. Um ihn darüber hinaus in die tibetische Überlieferung zu integrieren, ist es auch wichtig, dass tibetische Nonnen diesen Schritt mitgehen und einige Traditionen sind bereits dabei, Nonnen aus ihren Klöstern entsprechend vorzubereiten.

Mögen die Bemühungen der Töchter des Buddha (Sakyadhita) dazu beitragen, dass die Lehren des Buddha lange erhalten bleiben, sich entfalten und dadurch viele Menschen Wege finden, Glück zu erlangen und sich vom Leiden zu befreien.

Worte zu meiner eigenen Ordination

Ich selbst habe die Information über die Ordination von Khenmo Nyima Dölma erhalten, die die Bhikshuni-Ordination im Nov. 2002 in Taiwan erhalten hat und jetzt damit beginnen will, einen Platz für Ordinierte in den Staaten (Vermont) einzurichten. Sie hat viele Noviz-Nonnen über das Angebot des IBMC informiert, so dass insgesamt 5 Nonnen aus der Drikung-Tradition die volle Ordination erhalten konnten. Wir sind also auch Khenmo Dölma für ihre Inspiration und Vermittlung dankbar und begleiten ihr Projekt mit der Hoffnung auf gutes Gelingen.

Unser Anliegen wurde von S.H. Drikung Kyabgön und anderen Lehrern unterstützt, von denen wir die entsprechenden Dokumente und Erklärungen zur Aufnahme für die Ordination erhalten haben. Die Nonnen von Samtenling, die 2004 Europa besuchten, hatten schon Maß genommen und nähten Teile der neuen Robe für mich. Die amerikanischen Nonnen hatten währenddessen einige Sachen aus Delhi erhalten. Von ihnen wurde dann auch Ven. Drupon Tinley Nagpo vom Drikung Zentrum in Frederick kurzfristig nach Los Angeles eingeladen, so dass bei dieser Zeremonie auch ein tibetischer Lehrer anwesend war.

Ich möchte diese Mitteilung zum Anlass nehmen, mich bei allen Mitgliedern und Förderern des Buddhistischen Zentrums Aachen für ihre materielle und ideelle Unterstützung zum Erhalt des Zentrum sowie ihre Mitarbeit zu bedanken.

Dadurch ist es möglich, die Lehre des Buddha kennen zu lernen, zu bewahren und zum Wohle der Wesen wirken zu können. Außerdem bietet das Zentrum inzwischen zwei Ordinierten einen Platz, die sich hauptsächlich den Zentrums-Aktivitäten widmen. Dies ist sehr selten und kostbar, sowohl für die Ordinierten als auch für die Mitglieder und die Besucher des Zentrums. So hoffen wir, dass unsere Dharma-Aktivitäten auch weiterhin für andere von Nutzen sind und sich die Zentren und die persönliche Praxis gut entwickeln.

Eure

Bhikshuni Tendzin Chödrön Karuna
(Ani Elke Tobias)"

[Quelle: http://www.drikung.de/deutsch/index.htm?texte%2Fberichte%2Fordination.htm. -- Zugriff am 2005-06-30]